Jahresrückblick 2023: Besondere Funde

Ob Sumpfohreule, Natternzunge, Kuhkraut oder Mauerläufer: Im Jahr 2023 konnten die ArtenFinder*innen aus RLP erneut einige tolle und besondere Beobachtungen machen. Hier gibt es eine kleine Auswahl der diesjährigen Highlights aus fast 87.000 eingegangenen Meldungen. Wir danken allen ArtenFinder*innen, die mit ihrem Engagement, den ArtenFinder RLP und damit den Artenschutz in RLP unterstützen! Zum Schutz der Pflanzen und Tiere werden die genauen Fundpunkte nicht genannt.

 

Foto: Dirk Fuisting

Erstmeldung in RLP

Am 17.06.2023 machte Dirk Fuisting eine besondere Sichtung und steuerte damit die erste Meldung einer Äskulapnatter (Zamenis longissimus) im ArtenFinder RLP bei. Die sehr seltenen Tiere können eine Länge von bis zu 2 m erreichen und sind für den Menschen vollkommen harmlos. Ein toller Fund, denn der Äskulapnatter geht es bei uns nicht gut, die Bestände sinken, daher ist diese Art in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet (RL Anhang 2) eingestuft.

 

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Foto: Volker Schlär

In Rheinland-Pfalz ausgestorben

Herrn Schlär gelang eine ganz besondere Beobachtung - eine Sumpfohreule (Asio flammeus). "Als meine Frau Sonja und ich am 10.12.2023 an einer Ackerbrache vorbeigingen, waren wir plötzlich von einer größeren Gruppe Sumpfohreulen umgeben. Wir konnten 12 Individuen feststellen, zwei erfahrene Mitbeobachter zählten einige Tage später noch deutlich mehr Eulen an gleicher Stelle. Das Überwinterungsquartier wurde von den meisten Vögeln während bzw. kurz nach der längeren Frostperiode, mit Schnee und Eisregen, im Januar 2024 wieder verlassen." Diese Art bevorzugt Feucht- und Marschgebiete, Heiden, Moore und baumfreie Sümpfe als Lebensraum. Die Bestände der Sumpfohreule sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, weshalb die Fundorte zum Schutz der Tiere nicht öffentlich gemacht werden. Große Verluste erleidet die Art auf ihren Wanderungen durch direkten Abschuss sowie durch Unfälle an Stromleitungen, Windkraftanlagen oder Weidezäunen. Entwässerungs- und Kultivierungsmaßnahmen haben dazu geführt, dass weitauslaufende und weitestgehend baumfreie Feuchtgebiete in Mitteleuropa extrem selten geworden sind. Vermutlich ist dies der Hauptgrund, weshalb die Sumpfohreule heute zu den seltensten Brutvogelarten in Deutschland zählt. In der Roten Liste Deutschlands gilt die Sumpfohreule als vom Aussterben bedroht und ist im Anhang 1, in Rheinland-Pfalz sogar als ausgestorben in Anhang 0 gelistet.

 

Foto: Chris Dlouhy

Wintergast

Er ist kein Brutvogel in Rheinland-Pfalz, ist generell extrem selten und ist eigentlich nur in den Alpen bzw. Hochalpen anzutreffen. Doch mit etwas Glück ist er im Winter auch in tieferen Lagen zu finden und so zeigt sich der Mauerläufer (Tichodroma muraria) gelegentlich auch fernab der gewaltigen Gebirgszüge. In diesem Fall begab sich ein Vogel auf Burgbesichtigung und klapperte die alten Burgmauern in der Nähe von Boppard nach Nahrung ab. Im Dezember 2023 meldete Chris Dlouhy diese Gebirgsbewohnende Art im ArtenFinder.

 

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Foto: Volker Schlär

Gelegentlicher Irrgast

Als die Steppenweihe (Circus macrourus) Volker Schlär überflog, gelang es Ihm am 09.04.2023 eine besondere Entdeckung zu machen und diese sogar fotografisch festzuhalten. Die Meldung ist im ArtenFinder die erste Bildmeldung ihrer Art. In Deutschland, wie auch im restlichen Mitteleuropa ist dieser Vogel nur als Durchzügler oder gelegentlicher Wintergast zu beobachten. Denn das Hauptverbreitungsgebiet der Steppenweihe liegt in Zentralasien, insbesondere nördlich des Kaspischen Meeres bis in die Mongolei. Die westliche Verbreitungsgrenze verläuft durch die Ukraine. Ab September ziehen die Vögel in ihr Überwinterungsgebiet nach Afrika und in den Nahen Osten.

 

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Foto: Volker Schlär

Klein und wendig

Gleich drei Meldern vom ArtenFinder gelang im Jahr 2023 die Sichtung eines Merlins (Falco columbarius). Jeder der drei Melder konnte sehr gute Bilder dieser seltenen Vogelart beisteuern und so die genaue Bestimmung erleichtern. Die Art ist in ganz Deutschland verbreitet, jedoch kein Brutvogel. Als Bruthabitate bevorzugt diese kleine Falkenart Heidelandschaften, die Taiga und Moore, doch die heimischen Gegebenheiten scheinen ihm nicht gerecht zu werden. Die Art ist bekannt für ihre rasanten Flugmanöver dicht über dem Boden.

 

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Foto: Hans Schmitt

Seltener Durchzügler

In der Roten Liste Deutschlands ist diese Art als extrem selten gelistet und der Brutbestand in Deutschland beläuft sich auf eine Hand voll Brutpaare. Die Zwergmöwe (Hydroleucos minutus) ist ein kleiner, zierlicher Vogel mit markanter Färbung, beide Geschlechter sind jedoch gleich gefärbt. Katja Preiß und Hans Schmitt konnten diesen kleinen Durchzügler glücklicherweise mit der Kamera festhalten und im ArtenFinder melden.

 

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Foto: Chris Dlouhy

Im Wasser Zuhause

Im Normalfall ist dieser gute Schwimmer und Taucher nicht in Rheinland-Pfalz zu finden. Als Wintergast zu Besuch, kann der Eistaucher (Gavia immer) aber auch hier gelegentlich angetroffen werden. Zwei Meldungen gingen von November bis Dezember 2023 im ArtenFinder RLP ein (Andreas Zydek und Chris Dlouhy). Seine Verbreitung in Deutschland beschränkt sich vornehmlich auf die Küsten der Nord- und Ostsee. Geschickt jagt dieser große Taucher Fischen, Krabben und Schnecken hinterher, aber auch Insekten und Pflanzenmaterial verschmäht er nicht.

 

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Foto: Hans Schmitt

Auf Erkundungstour

Dieser ursprünglich in Nord-Afrika beheimatete Vogel aus der Familie der Kormorane ist bisher nur mit insgesamt drei Meldungen im ArtenFinder vertreten. Zwei der drei Meldungen stammen aus dem Jahr 2023 (Hans Schmitt und Johannes Klug). Aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet ist die Zwergscharbe (Microcarbo pygmaeus) leider verschwunden, mittlerweile ist sie hauptsächlich in Südosteuropa ansässig. Hin und wieder wird sie aber auch in Deutschland für einen längeren Zeitraum gesichtet und wer weiß, vielleicht etabliert sich dieser Vogel auch hier in den kommenden Jahren.

 

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Foto: Rainer Ziebarth

1.000.000ste Meldung im ArtenFinder

Die 1 Millionste Meldung im ArtenFinder wurde von Rainer Ziebarth im November 2023 im AF RLP hochgeladen. Dabei handelte es sich um die Meldung eines Vierflecks (Libellula quadrimaculata), eine wunderschöne Großlibelle mit vier markanten und dunklen Stellen auf den Flügeln, die ihr auch den Deutschen Namen verliehen haben.  

 

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Foto: Norbert Scheydt

900.000ste Meldung im ArtenFinder RLP

Ebenfalls im November 2023 war es soweit, es erreichte uns die 900.000ste Meldung im AF RLP. Norbert Scheydt war der Glückliche, mit einer Saatkrähen-Meldung (Corvus frugilegus) katapultierte er uns auf diesen neuen Rekord. Auf diesen sind wir alle sehr stolz und möchten daher nochmals allen ArtenFinder:innen herzlich für Ihre Treue, das Engagement und die vielen Meldungen danken, ohne Euch gibt es keine Meldungen und keine Daten für den Naturschutz!

 

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Foto: Harald Jacubeit

Selten und unscheinbar

Harald Jacubeit hat am 15. August 2023 eine Erstmeldung der Igelkolben-Schilfeule (Archanara sparganii) im AF RLP eingereicht. Dieser unscheinbare Nachtfalter ist für ganz Deutschland zwar ungefährdet, steht aber auf der roten Liste von RLP im Anhang 1 - vom Aussterben bedroht. Die Raupen ernähren sich vom Stängelmark der Gattung Typha, seltener auch Sparganium, Iris und vermutlich auch weiteren Sumpfpflanzen. Ein schöner Fund und wir hoffen, dass sich die Bestände dieser Art wieder erholen.

 

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Foto: Klaus Keller

Im Auwald zuhause

Diese streng geschützte Pappelglucke (Gastropacha populifolia) konnte Klaus Keller mit Hilfe einer UV-Lampe in der Nähe vom Speyerwald anlocken und anschließend wunderschön dokumentieren. Es ist zugleich die erste Meldung dieser vom Aussterben bedrohten (DE und RLP - RL Anhang 1) Art im ArtenFinder-Portal. Ein Sensationsfund, denn in vielen Bundesländern gilt diese Art als verschollen, nur in Baden-Württemberg steht die Art auf der Roten Liste RLP in der Kategorie 2 als stark gefährdet.

 

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Foto: Katja Preiß

Seltene Farbmorphe

Am 05.04.2023 erreichte den AF eine Meldung von Katja Preiß, darauf zu sehen ist ein leuzistischer Teichmolch (Lissotriton vulgaris). Schon im Jahr 2021 meldete Michael Ochse eine leuzistische (flavistische) Larve, allerdings vom Bergmolch (Ichthyosaura alpestris). Diese Entdeckungen sind recht selten, denn für gewöhnlich überleben extreme Farbmorphen in der Natur nicht sehr lange, da sie zu auffällig sind und schnell von anderen Tieren erbeutet werden. Zudem sind sie anfälliger für Umwelteinflüsse und Krankheiten. Doch ab und an gelingt es auch solchen Tieren sich gut genug zu tarnen und zu verstecken. Studien zeigten, dass Pestizide und Düngemitteleinträge vermehrt zu Farbanomalien führen können. Welche weiteren negativen Auswirkungen diese Stoffe auf die Amphibien sowie Tier-, Pflanzen- und Umwelt haben ist leider noch nicht abschließend geklärt, man kann jedoch festhalten, dass diese Stoffe nicht gut für sie sind. Durch wachsame Augen landen solche Seltenheiten dann auch ab und an auch in der Öffentlichkeit.

 

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Foto: Ruth-Trauth-Remme

Unscheinbar und nicht erkannt

Bernhard Remme meldete am 06.06.2023 die Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum), diese ist ein recht seltener (Rote Liste RLP Anhang 2 – stark gefährdet) Vertreter der Farnpflanzen und besiedelt Moorwiesen, schattige Sekundärwälder sowie feuchte und lückige Magerwiesen auf nährstoffarmem aber kalkhaltigem Grund. Durch ihre ungewöhnliche und oft unauffällige Erscheinung, ist diese Pflanze für Laien kaum zu erkennen. Denn sie bildet nur ein einziges, zungenartiges Blatt sowie zur generativen Vermehrung eine Art Stängel, mit länglicher Verdickung aus.

 

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Foto: Theo Haart

Theo Haart konnte am 08.06.2023 einen erstaunlichen Fund im AF melden. Es handelt sich um die Meldung vom Kuhkraut (Vaccaria hispanica), dieses gilt in Rheinland-Pfalz schon lange als ausgestorben (Neue Rote Liste (2023) Anhang 0). Auch im Rest von Deutschland ist diese Art vom Aussterben bedroht (RL Anhang 1). Ob es sich bei diesem Fund um ein letztes verbliebenes, autochthones Exemplar handelt, oder mit in einer Blütenmischung vorhanden war etc., kann leider nicht überprüft werden. So oder so ist dies ein toller Fund und die Hoffnung für diese seltene Art stirbt zuletzt.

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Foto: Karin Schatz

Erst 2017 neu beschrieben

Eine Ahorn-Palpenmotte (Ansaria innoxellia) meldete Karin Schatz am 08.07.2024 in der Nähe von Kirchheimbolanden. Diese Art wurde erst im Jahr 2017 als eigene Art neu beschrieben und für den ArtenFinder ist dies zugleich die erste Meldung. Diese relativ kleine Art gilt zwar nicht als gefährdet, ist aber dennoch ein toller Fund!

 

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