Käfer mit besonderer Brutbiologie der Seidenbienen-Ölkäfer (Stenoria analis)
Der Seidenbienen-Ölkäfer (Stenoria analis), aus der Familie der Ölkäfer (Meloidae), konnte 2013 das erste Mal seit langem wieder in Südwest-Deutschland nachgewiesen werden. Die Art galt im südwestlichen Raum Deutschlands bereits als ausgestorben und wurde demnach in der Rote Liste als Kategorie 0 geführt. Es handelt sich also um eine wahre Rarität diesen Käfer zu sehen. Die ersten Nachweise für Südwest-Deutschland gelangen in Hessen und Rheinlandpfalz sowie Baden-Württemberg, hauptsächlich in der Rheinebene, da die Tiere trockene und warme Lebensräume bevorzugen.
Da der Seidenbienen Ölkäfer so selten ist, freuen wir uns umso mehr, dass Beobachtungen des Käfers im ArtenFinder eingestellt wurden. Ein ganz besonderes Highlight war, dass der Käfer auch auf der Käfer-Exkursion der POLLICHIA Artenkenner Seminare am 12.09.2021 von Herrn Bernhard Remme gefunden wurde. Stefan Kahlert und Gerhard Turznik haben uns ihre Bilder vom Seidenbienen-Ölkäfer und deren Larven zur Verfügung gestellt. Vielen Dank Herr Kahlert und Herr Turznik!
Der adulte Seidenbienen-Ölkäfer wird nur etwa 12 mm groß und ist damit relativ klein und schwer zu finden. Kopf, Halsschild, Fühler und Beine sind schwarz. Die Bauchseite und der Hinterleib sind rotbraun genau wie die Flügeldecken, welche an den Spitzen schwarz sind und den Hinterleib und die transparente Flügelmembran nur zum Teil bedecken. Der adulte Käfer hat nur eine sehr kleine Aktivitätsspanne, ab Mitte August bis Anfang / Mitte September und kommt daher vielen Naturliebhabern nur selten zu Gesicht. In dieser Zeitspanne suchen sich die Käfer einen Partner um sich Fortzupflanzen. Das Weibchen legt dann die Eier in großen Gruppen, in trockenen Gräsern und Kräutern ab. Meist in der Nähe von Efeu-Seidenkolonien, denn der Seidenbienen-Ölkäfer ist ein „Kleptoparasit“, der sich in den Nestern der Efeu-Seidenbienen entwickelt.
Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die auch Tringulinen genannt werden. Diese locken die Bienenmännchen an und klammern sich bei Kontakt an ihnen fest. Wenn sich das „infizierte“ Männchen dann mit einem Weibchen paart wechseln die Larven auf das Weibchen und mit diesem gelangen die Tringulinen in das Nest der Efeu-Seidenbiene. Dort entwickeln sich die Larven weiter und ernähren sich von den Vorräten, die eigentlich für den Bienennachwuchs bestimmt sind.
Die neuerdings häufigen Vorkommen ihrer Wirtsbiene und der Klimawandel tragen womöglich dazu bei, dass sich die Bestände des Seidenbienen-Ölkäfers vergrößern.