Ausflug ins schöne Rheinland Pfalz ein Waldrapp (Geronticus eremita)
Der Waldrapp gehört zur Familie der „Ibisse und Löffler“. Das Tier wurde am 07.03.2022 in Heidelberg von Hans Schmitt beobachtet und ist der erste Nachweis dieser Art im ArtenFinder.
Hans Schmitt hat uns verraten, dass es sich bei dem beobachteten Vogel um "Kassiopeia" handelt, geschlüpft 2021 in einer Freiflugkolonie des österreichischen Cumberland Wildparks in Grünau (Oberösterreich). An dieser Kolonie untersucht die Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien seit 1997 das Sozialverhalten der Waldrappe und sammelt Wissen für Wiederansiedelungsprojekte. Für derzeit rund 30 Tiere ist der Wildpark quasi die „Basisstation“, die sie zum Brüten und Schlafen nutzen. Sie fliegen das ganze Jahr über frei und entfernen sich auch immer mal wieder für längere Zeit vom Park.
Bis ins 17. Jahrhundert war der Waldrapp noch in Bayern und Österreich heimisch. Heute ist er in Europa in freier Wildbahn ausgestorben und zählt zu den am stärksten bedrohten Vogelarten der Welt. An der Atlantikküste Marokkos lebt lediglich eine sesshafte Wildpopulation.
Mittlerweile gibt es in Deutschland und Österreich einige Wideransiedlungsprojekte. Eine Wiederansiedelung ist jedoch nur dann möglich, wenn die Vögel ein Zugverhalten in den Süden entwickeln. Die in Mitteleuropa lebenden Waldrappe waren Zugvögel, die zur Überwinterung geeignete Gebiete in Italien aufsuchten. Das Zugverhalten wird aber nicht vererbt, sondern durch die Elterntiere an den Nachwuchs weitergegeben. Bei den Wiederansiedlungsprojekten muss diese Aufgabe von den Menschen übernommen werden. Meist geschieht dies durch „Ziehmütter“, die den Waldrapp-Jungen in Leichtflugzeugen die Route zeigen.
Der Waldrapp fällt durch sein nacktes rötliches Gesicht und seinen langen, gebogenen, roten Schnabel auf. Sein Gefieder ist schwarz und weist einen metallischen Glanz auf. Der Hinterkopf wird von verlängerten Federn umrandet, welche bei Gefahr und während der Balz aufgespreizt werden. Ein weiteres auffallendes Merkmal sind die roten, stämmigen Beine. Junge Tiere haben Kopffedern, aber noch keine Nackenfedern. Männchen und Weibchen unterscheiden sich im Aussehen nicht. Die Weibchen sind lediglich etwas kleiner und können bis zu 60 cm groß werden, Männchen bis zu 75 cm. Die Vögel können in freier Wildbahn bis zu 20 Jahre alt werden und in Gefangenschaft sogar bis zu 40 Jahren.
Waldrappe sind sehr soziale Vögel und brüten in Kolonien an Felswänden. Während der Brutzeit, die von März bis Juni dauert, haben sie einen festen Partner. Im folgenden Jahr können sich die Partner jedoch ändern. In der Regel legt das Waldrappen Weibchen vier leicht grünliche Eier, welche ab dem ersten Ei ausgebrütet werden. Das führt dazu, dass die Küken in einem Abstand von ein bis drei Tagen schlüpfen und so die Rangfolge im Nest festgelegt wird. Durch die Rangfolge kann die Nestlingsaggression reduziert werden. Nestbau, Brut und Aufzucht der Jungen übernehmen beide Elternteile. Nach 42 bis 50 Tagen sind die Nesthocker flügge und fliegen dann mit den Eltern gemeinsam zur Nahrungssuche und schließen sich später häufig zu Jugendtrupps zusammen.