Aus den nördlichen Breiten die Schneeammer (Plectrophenax nivalis)
Die Schneeammer (Plectrophenax nivalis) ist eine Vogelart aus der Familie der Sporn- und Schneeammern (Calcariidae) und ist ein Brutvogel der nördlichen hochalpinen Lebensräume. Sie ist in der arktischen Küstentundra und Fjells verbreitet und kommt in Europa vor allem in Norwegen vor. Sie wird ca. 16-17 cm groß, wiegt zwischen 18 und 24 g und kann etwa 6 Jahre alt werden. Ein Teil der Vögel zieht im Winter an die Küsten der Nord- und Ostsee und an die Nordküste Frankreichs. Im Frühjahr ziehen sie wieder in ihr Brutrevier. Als einer der nördlichsten Brutvögel der Welt kommt die Schneeammer hervorragend mit winterlichem Wetter zurecht. Sie brütet in Felshöhlen der Arktis, wo das versteckte Nest warm mit Federn ausgepolstert wird. Schneestürme übersteht sie vergraben im Schnee, wo sie mehrere Tage ausharren kann.
Diesen bei uns seltenen Wintergast beobachtete Helge Mock am 09.11.21 bei der Suche nach Sämereien, von denen sich die Schneeammern im Winter ernährt. Im Sommer bevorzugen die Vögel Insekten und Spinnen. Die proteinreiche Kost kann bei der Aufzucht der Brut helfen. Außerhalb der Brutzeit sieht man die Schneeammern oft in größeren Schwärmen gemeinsam auf Futtersuche, die vor allem am Boden stattfindet. Die Vögel sind zwar nicht sehr scheu, aber trotzdem immer in Bewegung.
Gut erkennbar sind die Männchen auch an ihrem weißen Prachtkleid, das sie von März bis Ende Juli tragen, mit schwarzem Flügelmantel. Im Flug ist das weiße Flügelfeld am Innenflügel unverkennbar. Im Schlichtkleid, welches auch das von Herrn Mock entdeckten Exemplar aufwies, präsentiert sich die Schneeammer im gelblichbraunen, fast schon schmutzig wirkenden Gefieder. Das Weibchen ist an Kopf und Brust graubraun. Der Bauch ist schneeweiß und die Flügel sind braunschwarz gemustert.
Vor dem Zug gen Süden nimmt eine Schneeammer in 10 Tagen 20 g Gewicht zu sich. Das ist so, als würde ein Mensch in 10 Tagen 40 kg schwerer werden. Des Weiteren trinken sie fast nie, da sie Wasser durch die chemische Spaltung der Nahrung gewinnen.
Aufgrund ihres großen Verbreitungsgebiets und der recht stabilen Anzahl an Brutpaaren in den jeweiligen Brutgebieten werden Schneeammern generell als nicht gefährdet eingestuft. Die Chancen, den kleinen Kältespezialisten im Winter an den Küsten beobachten zu können, stehen also gut. Doch trotzdem geht ihr Bestand, vor Allem in den hiesigen Gebieten, zurück, da die Singvögel kaltes Klima benötigen und die Winter bei uns zu warm für sie werden. Der zögerlich anhaltende Bestandsrückgang lässt sich auf allgemeine anthropogene Umweltbelastungen (globale Erwärmung, Luftverschmutzung) zurückführen, die längst auch die Arktis erfasst haben. Außerdem ist die Art meist nur in Küstennähe und in nördlicheren Gebieten anzutreffen, wodurch sie oft nur selten entdeckt wird.
Vielen Dank Herrn Mock für diesen seltenen Fund und die noch dazu tollen Bilder.