Ein seltener Gendefekt – Die Leuzistische Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
Hans Schmitt machte am 03.09.2022 eine besondere Meldung bei Bruchsal. Unter mehreren fliegenden Rauchschwalben entdeckte er eine leuzistische Rauschschwalbe.
Leuzismus ist ein seltener Gendefekt, bei dem die Haut und das Gefieder, oder auch nur Teile davon, keine farbstoffbildenden Zellen enthalten und dadurch weiß erscheinen. Bei Albinismus sind diese Zellen zwar vorhanden, aber sie sind unfähig den Farbstoff Melanin zu bilden. Albinos erkennt man daran, dass meist alle Körperteile entfärbt sind und die Augen blutrot erscheinen. Bei einem leuzistischen Vogel dagegen sind Augen und Schnabel normal gefärbt. Nicht nur Vögel, sondern auch Schlangen, Lurche und Säugetiere können von Leuzismus betroffen sein.
Die auffällige weiße Farbe macht diese Tiere zum Ziel von Fressfeinden. Weshalb ihre Überlebenschance meist geringer ist als die von normal gefärbten Tieren.
Bei der leuzistischen Rauchschwalbe, die Hans Schmitt entdeckt hat ist auffällig, dass das Gefieder nicht komplett entfärbt ist. Eine leichte hellbräunliche Musterung ist auf dem Körper zu erkennen. Zulaufenden Flügel und der typische Gabelschwanz mit sehr langen, schmalen Schwanzenden (Schwanzspieße) sind charakteristisch für die Rauchschwalbe. Rauchschwalben ohne Leuzismus sind Oberseits schwarz. Die Unterseite ist weiß/bräunlich gefärbt. Kopf und Oberer Rücken sind bläulich gefärbt und um den Schnabel herum sowie an der Kehle ist das Gefieder dunkelrot. Im Flug kann man die Rauchschwalbe leicht mit der Mehlschwalbe verwechseln. Man kann sie aber dadurch unterscheiden, dass der Mehlschwalbe nur sehr kurze Schwanzspieße hat und die Unterseite sowie ein Fleck oberhalb des Schwanzes namensgebend weiß ist. Zudem haben sie am Kopf und Rücken eine intensive und auffällig metallische Blaufärbung. Die ähnlichen Mauersegler haben viel längere Flügel, sind größer und meist schon am typischen „Sriiiii Sriiiii“ Laut, welchen die Tiere häufig im Flug ausstoßen, zu erkennen.
Die Rauchschwalbe bevorzugt ländliche Gegenden mit Viehställen und Scheunen zum Nisten und kleinen Gewässern in der Nähe, welche die Versorgung mit Insekten und Lehm zum Nisten gewährleisten. Auch in Städten kann sie sich wohl fühlen, sofern es geeignete Gebäude oder Fassaden sowie geeignete Naturflächen zur Nistmaterial- und Nahrungssuche gibt.
Die Rauchschwalbe ist ein Zugvogel. Von April bis Oktober kann man sie bei uns beobachten. Ab Mai beginnt die Brutzeit, welche sich bis August erstrecken kann, da ein Brutpaar bis zu drei Bruten pro Saison aufziehen kann. Das Weibchen brütet die Eier mindestens zwei Wochen aus, bis die ersten Jungen schlüpfen. Diese werden etwa 18 bis 23 Tage von den Eltern versorgt bis sie ausfliegen. Ab Herbst bilden die Rauchschwalben teilweise sehr große Schwärme, in welchen sie in ihr Überwinterungsgebiet in Afrika ziehen.
Die Rauchschwalbe steht auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Der Insektenschwund und die zunehmend geschlossenen Tierställe und damit fehlende Nistmöglichkeiten bereiten ihr große Probleme.