Ortolan

Ein stark bedrohter Gast der Ortolan (Emberiza hortulana)

Volker Schlär beobachtete im April 2021, in der Nähe von Bad-Dürkheim einen, in Rheinlandpfalz sehr seltenen Singvogel.
Der relativ farbenfrohe aber unauffällige Ortolan (Emberiza hortulana) gehört zu der Familie der Ammern (Emberizidae).

Das Männchen des Ortolans hat einen graugrünen Kopf. An Wangen und an Kinn laufen gelbliche, breite Streifen entlang und um die Augen verläuft ein gelber Ring. Die Unterseite des schlanken Ortolans ist orangebraun gefärbt, während die Oberseite graubraun und dunkelbraun gemustert ist.  Dieses Muster tarnt den Ortolan bei der Nahrungssuche am Boden. Die Weibchen können durch eine mattere Kopffärbung, an dem olivgrau gestrichelten Scheitel und der bräunlichen Strichelung der Brust von den Männchen unterschieden werden.

Der Ortolan ist ein wärme- und trockenliebender Bodenbrüter, der Ackerland mit wenigen, vereinzelt stehenden Bäumen als Singwarte benötigt. Typischerweise trifft man ihn in landwirtschaftlich genutzten Gegenden mit sandigen Böden an. Nester befinden sich vorwiegend in Getreidefeldern. Entscheidend für die Nistplatzwahl ist eine Halmhöhe von 10-20 cm, die genügend Deckung und ausreichend lückige Stellen für den Nestbau bietet. Auch Bruten in Rübenfeldern und in Gemüseanbaugebieten kommen vor. Sein Brutvorkommen ist sehr zerstreut, der Schwerpunkt in Deutschland liegt jedoch in den östlichen Bundesländern.

Der Ortolan ist ein Langstreckenzieher und nur von April bis September in Deutschland zu finden. Den Winter verbringt er in den Dornbuschsavannen und Halbwüsten Afrikas. Größtenteils ziehen die Ortolan-Populationen, welche den Sommer in Deutschland verbringen, über Frankreich. Diese Populationen haben in den letzten Jahren größere Verluste erlitten als diejenigen die einen anderen Zugweg einschlagen. Eine Begründung dafür könnte die Vogelverfolgung in einigen Teilen Frankreichs sein.  Dort gilt der Ortolan als Delikatesse und wird illegaler Weise gefangen, gemästet und in Alkohol ertränkt, anschließend werden sie mit Kopf und Knochen gegessen. 

Nicht nur durch den Vogelfang nimmt die Population des Ortolans ab, auch die fehlenden Lebendräume, Klimawandel und die Intensivierung der Landwirtschaft machen der Art zu schaffen. Durch intensive Düngung und Einsatz von Herbiziden werden die Getreidefelder gleichmäßiger und dichter. Damit sind sie für Vögel als Nistplatz und zur Nahrungssuche nicht mehr geeignet.

Seit den 1960ern geht der Bestand des Ortolans zurück, weshalb der Ortolan heute in Deutschland auf der Roten Liste in der Kategorie 3, stark gefährdet gelistet ist.  In Rheinland-Pfalz gilt der Vogel sogar als ausgestorben.