Haselmaus

Heimlich im Gebüsch die Haselmaus (Muscardinus avellanarius)

Große schwarze Knopfaugen, kleine, runde Ohren und ein orangebraunes Fell mit einem weißen Fleck an Kehle und Brust.
Das beschreibt die Haselmaus.
Sie ähnelt in Größe und Form einer echten Maus und weist auch die für kleine Nagetiere typischen Merkmale, wie Größe, Kurzbeinigkeit und Nagezähne, auf, ist aber im eigentlichen Sinne keine Maus, sondern der kleinste Vertreter der europäischen Bilche.  Die Bilche zeichnen sich durch ihre größere Kopf-Rumpf-Länge und den längeren, auffällig buschigen Schwanz aus und leben in Bäumen und Büschen.
Die Haselmaus wird ca. 5-7 cm groß, wiegt zwischen 15 und 35 g und fällt besonders durch die helle ockerfarbene Grundfärbung mit weißen Partien an Kehle und Bauch auf. Nur die Jungtiere sind im ersten Lebensjahr etwas dunkler gefärbt.
Außerdem lässt sich die Haselmaus auch gut an dem etwas dunkleren, dicht behaarten Schwanz, der gelegentlich in einer weißen Spitze endet, erkennen und der in etwa so lang wie ihr Körper ist. Durch diese Länge dient ihr der Schwanz als Balancierhilfe bei schneller Fortbewegung zwischen Ästen und macht sie zu einem richtigen Kletterkünstler.

Auch die Pfoten der Haselmaus unterstützen das Nagetier bei dem Balanceakt zwischen den Bäumen: mit den Pfoten kann sie fest zupacken und –greifen, was für Tiere eine sehr seltene Fähigkeit ist. Dies ist der Haselmaus trotz fehlenden Daumens möglich, durch eine bestimmte Gegenüberstellung der Finger und der Möglichkeit diese zu krümmen. Außergewöhnlich ist auch noch, dass die erste Zehe an der Hinterpfote, einer anderen Zehe gegenüberstellbar ist und die letzte Zehe zusätzlich noch im rechten Winkel abgespreizt werden kann. Dies befähigt den Nager auch die glattesten Baumstämme hochzuklettern.
Diese Fähigkeiten sind der Haselmaus besonders bei der Nahrungssuche sehr nützlich. Auf ihrem Speiseplan steht viel unterschiedliche, variierende Kost - je nach Jahreszeit. Haselmäuse ernähren sich von Insekten, Baumfrüchten, Nektar und Pollen, Trieben, Samen und Kernen, aber auch von Knospen und Blättern.  Ihre wichtigste Nahrungsquelle im Herbst sind neben Obst verschiedene Nüsse. Diese öffnet sie auf eine für sie charakteristische Weise: die noch nicht verholzte Schale wird kreisrund angenagt, wobei sie ihre Nagezähne parallel zur Lochkante führt und dann so die Nuss öffnet. Dadurch entstehen für die Haselmaus typische Fraßspuren an denen man die sonst so gut versteckten Tiere auffinden kann.

Des Weiteren ist es für die Nager, die bis zu 6 Jahre alt werden können, auch wichtig gut klettern zu können, da sie nachtaktiv sind und somit die Tage in faustgroßen Nestern aus Laub und Gras verbringen, die sie zwischen dünnen Zweigen, in Baumhöhlen oder ins Brombeerdickicht bauen. Diese Nester sind für sie vor allem in der kalten Jahreszeit von großer Bedeutung. Im Winter verfallen sie in einen tiefen Winterschlaf, den sogenannten Torpor, der mit einer Art Starre vergleichbar ist. Dabei zieht sich die Haselmaus in ihr Nest zurück, rollt sich zusammen indem sie ihren Schwanz auf der Bauchseite über den Kopf hinweg nah an sich heranzieht. In dieser Bewegungsunfähigkeit zehrt sie von Fettreserven, die sie im Sommer angefressen hat. Deshalb ist es für sie besonders wichtig, wenn sie im April bis Oktober auf Nahrungssuche geht, genug Futter zu finden.

Doch das wird für sie immer schwieriger, da es einen immer größeren Mangel an Strauchschichten gibt und ihr Lebensraum zerstört wird. Sie ist auf eine artenreiche Strauchschicht angewiesen mit fruchttragenden Sträuchern, die ihr als Rückzugsort und Habitat dienen, um über dieses reichhaltige Nahrungsangebot eine ausreichende Speckschicht im Herbst anfressen zu können.

Ist dies nicht gegeben verhungert sie während des Torpors. Besonders dadurch, dass artenreiche Waldrand- und andere Saumstrukturen in der ertragsorientierten Forst- und Landwirtschaft eine geringe Priorität haben, gibt es einen immer größeren Mangel an diesen, für die Haselmaus so existenziellen, Schichten. Doch nicht nur die Lebensraumzerstörung bedroht die Feldmaus, sondern auch die Lebensraumfragmentierung (Aufspaltung des Lebensraums von Tier- oder Pflanzenarten) ist für sie gefährlich, da dadurch ein genetischer Austausch zwischen den entstehenden Teillebensräumen unterbunden wird. Deshalb kommt sie heutzutage nur noch selten vor und ist europaweit geschützt.

Doch nicht nur dieser Aspekt macht eine Meldung von einer Haselmaus besonders, sondern auch die versteckte Lebensweise der Haselmaus, die sie für den Menschen kaum beobachtbar macht. Sie ist scheu und dämmerungsaktiv, versteckt sich meist im Gestrüpp und meidet den Bodenkontakt. Somit ist besonders das Fotografieren der Tiere eine Seltenheit.
Umso erstaunlicher ist, dass dieser seltene Fund gleich zwei Meldern gelang. Frau Meier gelang es eine Haselmaus am 16.04.2021 zu fotografieren und auch Herrn Ganss entdeckte eine Haselmaus am 02.10.2021.