Europäische Sumpfschildkröte

Durch Wiederansiedlung zurück in der Rheinebene die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbiculatris)

Hans Schmitt konnte am 13.06.2022 in Bobenheim-Roxheim eine Europäische Sumpfschildkröte entdeckten. Der Panzer der Europäischen Sumpfschildkröte ist oval und eher flach. Er kann bis zu 20 cm groß werden, wobei die Weibchen größer werden als die Männchen. Zudem ist der Panzer bei den Weibchen stärker gewölbt. Die Europäische Sumpfschildkröte unterscheidet sich in Ihren Unterarten stark, wobei nördliche und östliche Unterarten um Allgemeinen größer werden als die südliche. Das Gewicht der Schildkröte liegt meist zwischen 400 und 700 Gramm. Es kann jedoch in Ausnahmefällen auch ein Gewicht von bis zu 1500 Gramm erreicht werden. Bei ausgewachsenen Tieren erreicht der relativ dünne Schwanz die Länge des halben Panzers. Bei vielen Exemplaren ist die Grundfärbung der Europäischen Sumpfschildkröte dunkelbraun oder schwarz. Auf dem dunklen Grund sind gelbe Strich- oder Punktzeichnungen. Färbungen und Musterungen sind je nach Unterart unterschiedlich. Es gibt auch Schildkröten dieser Art mit dunklen Zeichnungen auf hellem Untergrund. Der Bauchpanzer kann genauso ganz unterschiedlich ausfallen: er kann einheitlich gelb, wolkig gefleckt, gesprenkelt, dunkel oder sogar völlig schwarz sein. Meistens zeichnet er sich jedoch durch ein schwarzes Zentrum aus. Die Augenfärbung kann je nach Geschlecht verschieden sein: adulte Männchen haben bei einigen Unterarten, insbesondere bei der Art Emys orbicularis orbicularis, eine rötliche Iris, doch meistens haben sie eine bräunliche Irisfärbung vorzuweisen. Die Iris der Weibchen jedoch ist in den meisten Fällen gelb.

Die Sumpfschildkröte bevorzugt flache, stehende oder langsam fließende Gewässer, welche reich an Pflanzenbewuchs sind und außerdem schnell von der Sonne erwärmt werden. In der Umgebung müssen Überwinterungsmöglichkeiten und sandiger Boden zur Eiablageplätze vorhanden sein. Eiablageplätze können auch in weiterer Entfernung zum Wohngewässer liegen. Heute sieht man perfekte Lebensräume der Sumpfschildkröte nur noch selten. Die Europäische Sumpfschildkröte ist eine tagaktive Wasserschildkröte. In Mitteleuropa hält sie Winterruhe, die in Abhängigkeit vom Wetter beendet wird, meist zwischen März und April. Als Nahrung dient ihr vor allem Würmer, Wasserschnecken, Muscheln und Insekten. Seltener frisst sie auch Fische, Molche und Laich. Im Frühjahr und Herbst sonnt sich die europäische Sumpfschildkröte oft in den Mittagsstunden am Ufer oder auf schwimmenden Baumstämmen. An heißen Tagen verbleiben die Tiere oft vor- und nachmittags in der Sonne oder treibt auf der Wasseroberfläche.

 

In Mitteleuropa liegt die Paarungszeit im Frühjahr, kann aber stark variieren. Ab Ende Mai sucht das Weibchen zur Eiablage optimal besonnte stellen. Dort werden dann 10-20 Eier in die Nesthöhlen gelegt, wo sie dann Ende August bis Ende September schlüpfen und auch meist überwintern. Nach etwa sechs bis 15 Jahren ist die Sumpfschildkröte geschlechtsreif und damit auch ausgewachsen. Die adulte Schildkröte bleibt in der Regel bis in den Spätherbst hinein aktiv; in kalten Jahren ziehen sie sich zur Winterruhe ab Mitte September in strukturreiche, weniger frostexponierte Gewässer zurück. Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige in Deutschland heimisch vorkommende Schildkrötenart. Sie war früher eine charakteristische Art der Auengebiete am Oberrhein. Heute siedelt die Europäische Sumpfschildkröte in Resten nur noch in wenigen natürlichen Vorkommen, in Seen- und Bruchlandschaften östlich der Elbe. In Südwestdeutschland existieren nach heutigem Wissen keine natürlichen Vorkommen mehr. In Hessen wird das Vorkommen einzelner Exemplare aber dennoch als möglicherweise natürlich begründet eingeschätzt. Auch in Oberschwaben bzw. im Bodenseegebiet könnten einzelne, einheimische Individuen überlebt haben. In den Roten Listen Deutschlands und der deutschen Bundesländer wird die Europäische Sumpfschildkröte als „ausgestorben oder verschollen“ beziehungsweise als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Schuld daran wird in erster Linie der massenhafte Fang der Sumpfschildkröte im Mittelalter, als Speisezweck gewesen sein. Zudem ist die Zerstörung der Lebensräume ebenfalls ein großer Punkt. Der NABU hat 2008 ein Wiederansiedlungsprojekt gestartet und die ersten Schildkröten in Bobenheim- Roxheimer Altrheingebiet ausgewildert. Bis heute wurden in diesem Gebiet über 100 Sumpfschildkröten im Alter von ca. 4 Jahren in die Freiheit entlassen. Der Fund von Hans Schmitt stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von diesem Projekt!