Windesheimer Insektenwiese
Im Folgenden wollen wir über ein interessantes, kleines Projekt berichten, welches spontan durch die Anfrage eines ArtenFinder-Melders im September 2020 ergab. Horst Paschke meldete sich bei dem ArtenFinder-Team, mit der Bitte, einige Insektenarten zu bestimmen.
In seiner Heimatgegend, in Windesheim wurde eine großflächige Blumen - Insekten Wiese angelegt und er hatte die Idee, alles was Ihm dort an Insekten auffällt über ein Jahr zu dokumentieren. Da Herr Paschke selbst kein Entomologe, so nennt man Experten auf dem Gebiet der Insektenkunde, ist, sendete er uns seine Fotos zu und unsere Mitarbeiterin Mia Behrensmeyer bestimmte die Insekten für Herrn Paschke vor. Anschließend wurden die Funde in den ArtenFinder hochgeladen und erneut von unseren Experten und Expertinnen gegen geprüft. Unter den Arten befanden sich 30 verschiedene, darunter Schmetterlinge, Käfer, Libellen, Wanzenlarven, Langfühlerschrecken und Zweiflügler. Einige Arten waren leider anhand der Fotos nur schwer oder teilweise gar nicht bis zum Artniveau zu identifizieren. Vor allem bei den Zweiflüglern sind viele Arten alleine durch Bilder kaum zu bestimmen.
Unter den Funden von Herrn Paschke befanden sich einige interessante Arten die im Folgenden vorgestellt werden:
Der Bienenkäfer (Trichodes apiarius) wird auch Bienenwolf genannt. Der Name leitet sich von den Larven ab, die in den Nestern von Hautflüglern vor allem Bienen leben. Dort erbeuten sie sowohl Larven und Puppen als auch ausgewachsene Bienen und deren eingelagerte Nahrungsvorräte. Dafür ist die Larve gegenüber dem Gift der Bienen immun. Auch der ausgewachsenen Käfer ernährt sich noch von Bienen, aber auch von Pollen, Holzinsekten und anderen Larven. Er ist im Mai bis Juli auf Pflanzen aus der Familie der Doldenblütler zu beobachten. Der Bienenkäfer gehört zu der Familie der Buntkäfer (Cleridae) und dies zu Recht, denn die meisten Arten dieser Familie sind sehr bunt gefärbt. So auch der Bienenkäfer, er hat auffallende, abwechselnd orangerot und blauschwarz gebänderten Flügeldecken. Der Kopf und der Vorderkörper sind schwarz mit Metallglanz. Außerdem kann er eine Größe von 16 Millimeter erreichen.
Die Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) gehört in Deutschland zu der häufigsten Wanzenart. Die ausgewachsene Feuerwanze ist acht bis zwölf Millimeter lang. Ihr Körperumriss ist oval geformt und sie ist auffällig rot schwarz gefärbt. Die Flügel sind meist nicht vollständig entwickelt, daher ist die Wanze flugunfähig.
Wanzen können über Duftstoffe kommunizieren. Sie können damit Gruppen an einen interessanten Futter- oder Schlafplatz „rufen“, das ist auch der Grund, warum man die Feuerwanzen oft in größeren Ansammlungen antrifft. Die Wanzen können hingegen aber auch ein Warnsekret absondern welchen den umliegenden Wanzen Gefahr signalisiert. Daraufhin suchen die Feuerwanzen das Weite. Diese Warnsekret macht die Feuerwanzen für Vögel ungenießbar, es ist zwar nicht giftig, aber es schmeckt den Vögeln nicht. Außerdem wird vermutet, dass auch durch die Ähnlichkeit mit der verwandten Ritterwanze (Lygaeus equestris) die Feuerwanze als Futter gemieden wird, da die Ritterwanze tatsächlich für Vögel giftig ist. Dies ist ein gutes Beispiel für eine sogenannte Scheinwarntracht auch Mimikry genannt.
Die Grundfarbe der Punktierten Zartschrecke (Leptophyes punctatissima) ist grün mit einer dunklen Punktierung, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Über den Augen verläuft ein Heller Streifen bis zum Halsschild-Hinterrand. Den Männchen läuft eine breite, braunrote Binde über den Rücken, bei den Weibchen ist diese schmal oder fehlt gänzlich. Die Flügel sind sehr kurz, vor allem beim Weibchen. Das macht die Tiere flugunfähig. Besonders oft findet man die Punktierte Zartschrecke in mittelhoher Vegetation.
Der Gesang der Punktierten Zartschrecke ist sehr leise und hoch, sodass er für den Menschen nicht hörbar ist, jedoch kann man ihn mit einem Ultraschalldetektor leicht ausmachen. In der Paarungszeit Kann man einen strukturierten Gesang der Männchen ausmachen, Weibchen erwidern diesen. Ihr Zirpen ist allerdings weit weniger strukturiert und dient letztlich nur der Erwiderung. Wenn sich die beiden Geschlechter so verständigt haben kommt es zu Paarung.
Die Art scheint von den milden Wintern zu profitieren und breitet sich in Mitteleuropa zunehmend aus.
Der Große Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) ist eine sehr häufige Art und die größte Segellibelle Deutschlands.
Sie kann eine Körperlänge von 4,5-5 Zentimetern erreichen und eine Flügelspannweite von 9 Zentimetern. Das Männchen des großen Blaupfeils hat einen blau bereiften Hinterleib, die letzten Segmente sind schwarz und die Augen sind blaugrün gefärbt. Das Weibchen ist gelb - braun gefärbt mit einem dunklen Strickleitermuster. Im Alter können Weibchen auch am Hinterleib eine blaue Bereifung bekommen. Ihre Augen sind blau.
In der Paarungszeit stürzen sich die am Ufer ansitzenden Männchen oft gleichzeitig auf ein heranfliegendes Weibchen, um es zur Paarung zu ergreifen. Dabei kommt es oft vor, dass das Weibchen beim Festhalten, die blaue Wachsbereifung zerkratzt.
Die Malveneule (Acontia lucida) stammt aus der Familie der Eulen (Noctuidae). Sie kann eine Spannweite von 26 – 30 Millimetern erreichen. Hauptmerkmal sind die hellen Flächen auf den ansonsten dunklen Vorder- und Hinterflügeln.
Der deutsche Name „Malveneule” orientiert sich an der Hauptnahrungspflanze der Raupen, der Malve (Malva). Sie ist eine Pflanzengattung in der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Die Malveneule bevorzugt Magerwiesen, Trockenrasen, Ödland und Straßenränder, wo sie ihre Nahrungspflanzen findet.
Die Malveneule gilt seit 1960 in Deutschland als ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. 2013 und 2014 wurden dann die ersten vereinzelten Exemplare in Baden-Württemberg gesichtet. 2016 gab es dann auch gleich zwei Funde in Rheinland-Pfalz.
Quellen:
www.donauauen.at/wissen/natur-wissenschaft/fauna/gemeiner-bienenkaefer-bienenwolf-trichodes-apiarius
thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten/wanzen/feuerwanze.html
www.orthoptera.ch/arten/item/leptophyes-punctatissima
libellenwissen.de/libellenarten/grosslibellen/segellibellen-libellulidae/grosser-blaupfeil/
www.pollichia.de
lepiforum.org/wiki/page/Acontia_lucida